Saftig, cremig, sahnig, gehaltvoll, oder auch meine persönliche Nemesis: der Cheesecake. Seit gut einem dreiviertel Jahr versuche ich mich in der Kunst der Cheesecakeproduktion, probierte mindestens fünf komplett verschiedene Rezepte aus, modifizierte diese ein wenig, veränderte hier was, veränderte dort etwas: der Testesser war nie ganz zufrieden. Zum Schluss konzentrierte ich mich auf ein Rezept, das meiner Meinung nach den besten Erfolg brachte. Aber auch das war noch nicht ganz perfekt. Hilfe kam hier von Hendrik, den ich lange um sein berühmtes Rezept beknien musste. Als ich es schlussendlich bekam, folgte die Ernüchterung: sein Rezept glich dem meinigen komplett. Jeder Punkt der Zutatenliste und der Zubereitungsanleitung war übereinstimmend. Einziger Unterschied: die Wahl des Küchengerätes. Ich rührte mit einem Schneebesen, Hendrik mit einem Löffel. Ich buk also wieder Cheesecake und diesmal rührte ich mit einem Löffel um. Was soll ich sagen, der Cheesecake wurde so gut wie noch nie bisher. Der Teufel liegt also im Detail. Vielen lieben Dank, Hendrik. Meine Odyssee hat so ein Ende gefunden.
Ich muss sagen, dass der Cheesecake nicht mein liebster Kuchen werden wird. Er ist unfassbar zickig, verhält sich in verschiedenen Öfen komplett anders und ist von der Tagesform abhängig wie ein Skispringer. Man muss dauernd vor dem Ofen sitzen und schauen, ob er nicht zu sehr aufgeht oder braun wird und im Großen und Ganzen gibt es Kuchen, die mehr Freude machen. Aber da die fleißigen Mitesser diesen Kuchen besonders gern essen, wird er immer wieder von mir gebacken. Und ich muss sagen: von mal zu mal schmeckt er mir besser.
Zutaten:
Für den Boden:
- 150g Vollkornbutterkekse
- 2 EL Zucker
- eine Prise Zimt
- 60g geschmolzene Butter
Für die Füllung:
- 800g Frischkäse
- 200g saure Sahne
- 200g Zucker
- 4 Eier
- 2 TL Vanilleextrakt
- 2 EL Mehl
- 50ml Milch
Für das Topping:
- ~150g saure Sahne
- zwei TL Zucker
Für die Sauce (wenn erwünscht):
- 300-500 g Früchte (hier: Erdbeeren)
- Zucker, Vanillezucker nach Belieben
Zubereitung:
Den Backofen auf 170°C vorheizen (Ober/Unterhitze). Eine Springform einfetten und mit Backpapier auslegen. Die Butterkekse in einer Tüte mit einem Nudelholz zu Bröseln zerkleinern und in eine Schüssel geben. Die Butter in einem Topf zum Schmelzen bringen. Geschmolzene Butter mit Bröseln und Zimt und Zucker verrühren und in die Springform geben. Mit der Hand, dem Löffel, oder einem großen, unten flachen Glas fest andrücken, sodass eine halbwegs glatte Fläche entsteht. Wenn möglich, in den Tiefkühler geben.
Frischkäse, Saure Sahne, Zucker und Vanilleextrakt mit einem Löffel(!) glattrühren. Nach und nach die Eier unterrühren. Schließlich das Mehl sieben und unterheben. Zum Schluss die Milch einrühren und die Masse auf dem Boden verteilen. Eventuelle Unebenheiten durch Zurechtrütteln beheben. Ab damit in den Ofen und ungefähr 60 Minuten backen. Risse in der Oberfläche können durch mehrere Taktiken vermieden werden: eine (feuerfeste) Schale mit Wasser zu dem Kuchen im Ofen geben wirkt Wunder. Wichtig ist auch (unbedingt) den Cheesecake im Ofen bei geöffneter Tür vollständig auskühlen zu lassen. Das dauert seine Zeit, ist aber für eine makellose Oberfläche notwenig. Ihr solltet den Cheesecake während des Backens immer mal wieder beobachten: wird er oben braun, unbedingt Alufolie darüber legen: wir wollen ja wirklich keinen Käsekuchen, sondern einen American Cheesecake. Geht der Kuchen zu auf (was er nicht soll), ruhig mal die Ofentür aufmachen und etwas Hitze ablassen.
Nachdem der Kuchen vollständig ausgekühlt ist, sollten sich nach Beachtung der oben genannten Tipps keine Risse auf der Oberfläche befinden. Falls doch, kann man diese super mit dem Topping ausgleichen. Dazu Saure Sahne und Zucker verrühren und auf den Kuchen verteilen. Jetzt heißt es warten. Der American Cheesecake muss mehrere Stunden, am besten über Nacht im Kühlschrank verweilen. Ich versuchte schonmal ein Stück „frischen“ Cheesecake – das kann ich niemanden empfehlen. Es heißt sich in Geduld zu üben, und am nächsten Tag hat man einen leckeren, cremigen, sahnigen, Cheesecake.
Wer jetzt noch nicht genug hat, sollte den Kuchen mit Früchten oder einer Fruchtsauce veredeln. Mein Favorit ist hier eine einfache Erdbeersauce. Dazu Früchte und ein Päckchen Vanillezucker mit dem Stabmixer pürieren. Nach Belieben weiteren Zucker dazugeben, das kommt immer auf die Qualität und Eigensüße der Früchte an. Wenn erwünscht, die Saucen durch ein Sieb streichen und über den Cheesecake geben. Fertig.
Mon Dieu! Isch liebe disch, mein petit gâteau.. mmmmagnifique!
(Lies: Sehr schönes Rezept, vielen Dank!)
Ich habe mich, nicht zuletzt da ich es zum ersten Mal gebacken habe, sklavisch ans Rezept gehalten, kann also keinerlei Tipps oder Tricks zur Verbesserung oder interessante Varianten beisteuern, möchte aber gerne Feedback geben.
Der Kuchen war sehr leicht zuzubereiten, ich habe sowohl mit Wasserschälchen als auch mit Alufolie im Backofen gearbeitet und hatte keinerlei Probleme mit Rissen. Die Erdbeersauce empfinde ich als essentiell, da sie dem Kuchen beim In-Den-Mund-Schieben eine spritzig frische Note verleiht, bevor eine Crèmelawine losbricht, gefolgt von einer wunderbaren Zimtnote im Abgang; ein gradezu perfekt orchestriertes Geschmackserlebnis!
Okay, das war jetzt vielleicht etwas zu dick aufgetragen, aber sowohl mir als auch dem Mitesser^WVerkoster hat es grandios gemundet.
Hier noch zwei Bildchen zu dem Unterfangen:
http://imgur.com/a/3ANJ4
Die zwei Kuchenstücke habe ich einzeln mit ungesiebter Sauce übergossen, den Kuchen später mit gesiebter – erinnert jetzt an einen abgestochenen Pacman.
Ich kann nur dazu raten den extra Schritt zu gehen und die Sauce zu sieben, der Aufwand hält sich in Grenzen und das Ergebnis ist (optisch) weitaus überlegen.
omnomnom
Der sieht ganz schön schick aus! Freut mich auch, dass sie geschmeckt hat.
Die Sauce sieben oder nicht sieben, das ist wohl Geschmacksfrage. Ich mag den „Knusper“, wenn ich auf die leichten Erdbeersamen beiße. Kommt aber auch immer auf die Früchte an. Himbeersauce z.B. mag ich gar nicht ungesiebt.
Was die Optik angeht, hast du natürlich vollkommen recht: Ohne Samen sieht das weitaus professioneller und ansprechender aus.
Pingback: Browniecheesecake. | kuchenkram.
Hallo Lilly,
Nachdem ich als absoluter Backnewbie den Kuchen 3mal gebacken habe, bin ich überrascht, dass alle sich nicht über die Zeit und Backtemperatur beschweren.
Backe ich wirklich bei 170 Grad und das 60min habe ich trotz häufigen Lüften Käsekuchen.
Meine Strategie ist wie folgt: 15min 170 Grad, dann gut lüften und dann 15 min 150 Grad und dann 15 min 100 grad. Die letzten 15 min ist der Ofen aus und die Tür geschlossen. So hab ich jetzt 2mal ein perfektes Ergebnis gehabt.
Geschmacklich ist der Kuchen sensationell. So schmeckt er auch in Amerika. In Florida ist der Boden etwas salziger und es ist ein spritzer Limette drin.
Aber dein Rezept ist genial. So ist def Kuchen wirklich nicht mehr so zickig 🙂
Ich warte noch auf den Podcast
Gurke
jeder Ofen hat da seine Eigenheiten und Macken – bei mir wird der auch total unterschiedlich, je nachdem, wo ich ihn backe. Die angegebene Backzeit ist die, die ich immer habe, wenn ich im Kuchenkramhauptquartier backe. Aber ist doch schön, dass du deine eigene Art gefunden hast, wie er perfekt wird. Und: Hauptsache, er schmeckt!
Ich muss dich hier einfach mal loben. Habe mich penibel an die Anleitung gehalten und den Kuchen beim Backen kaum aus den Augen gelassen. Das Ergebnis war perfekt. Vor allem mit dem Erdbeerpürree zusammen. Optisch sah es schon wirklich sehr professionell aus und geschmeckt hat er auch ganz fantastisch. So macht Backen Spaß 🙂
Für alle Backneulinge, die das Rezept nachbacken wollen (und bis zu den Kommentaren lesen): Richtig müsste es, glaube ich, heißen: Die Springform einfetten ODER (im Sinne von XOR) mit Backpapier auslegen.
Ansonsten hat für meine erste Torte alles gut geklappt (=Lob).
Kann, muss aber nicht. Ich fette den Rand ein und ein bisschen auch den Boden, damit das Backpapier festklebt und nicht verrutscht. 🙂 Aber das macht jeder anders.
Freut mich ansonsten, dass es gefällt.
Tatsächlich? Dann tut es mir leid deine Genauigkeit angezweifelt zu haben. Kam mir nur etwas seltsam vor und nachdem du in einem anderen Rezept in diesem Zusammenhang ein „bzw.“ verwendet hast, dachte ich es wäre hier auch der Fall. Wenn das Fett nur der Haftwirkung dient, könnte es nicht einfach durch ein bisschen Wasser ersetzt werden?
Oh, das ist ein guter Tipp, das probiere ich mal aus.
Ich habe das Rezept gestern ausprobiert und finde den Kuchen auch sehr lecker. Nur ist er so gelb, wahrscheinlich von den Eiern und er schmeckt auch sehr eilastig, fast ein bisschen zuviel… Hab ich das was falsch gemacht? Die Eier waren ganz normal in der Größe.
Hallo Lara,
eigentlich sollte er nicht „eilastig“ schmecken. ein wenig gelblich bzw „dunkles weiß“ ist okay. War denn alles gut verrührt? Ich kann mir sonst nicht erklären, woran es liegen könnte. Aber versuchs doch, wenn es beim nächsten mal genauso wird, einfach mal mit einem Ei weniger. Sollte auch klappen.
Alsoooooo: Ich habe mich ganz genau an die Anleitung gehalten und kann nur sagen: Fantastisch – 5 Sterne Deluxe!!! Der Kuchen schmeckt so gut, dass ich einen neuen Job erschaffen habe: Kuchen-Wegnehmer. Der steht jetzt immer bei mir am Tisch und nach dem zweiten Stück greift er sich die Kuchenplatte und rennt weg. Auch auf das größte Flehen und Betteln rückt er die dann vor dem nächsten Tag nicht wieder raus 😉 Ehrlich, es fällt schwer, aufzuhören, wenn man den ersten Bissen im Mund hat.
Vielen Dank für dieses tolle Rezept.
Wie genau muss denn der Kuchen aussehen, wenn man den Ofen ausstellen kann? Oder wie durchbacken muss er sein? Ist er schon zu lange drin, wenn er eine leicht braune Farbe bekommt?
Ich habe einen Gas-Herd und kann mich überhaupt nicht auf angegebene Zeit verlassen.
Er sollte blass sein. „Leicht braun“ ist nicht sonderlich schlimm. Wenn du die Kuchenform anstößt, soll der Teig in der Mitte noch ein bisschen hin- und her wabbeln. Dann ist der Kuchen gut. Keine Sorge, der wird noch fest, wenn er abkühlt.
Genau sowas wollte ich wissen. Danke. Dann werde ich mich in Kürze mal heran wagen.
Juhuu, er ist wirklich perfekt gelungen. 🙂 Danke für das Rezept.
Jetzt noch eine Frage: Wie kommt es, dass der Rand auf dem Foto so glatt und weiß ist? Meiner ist etwas fester und dunkler.
Oh, da kann ich dir gar keine anständige Antwort geben, das weiß ich gar nicht so genau, ich würd es aber in solchen Fällen _immer_ auf den Ofen schieben. Der Rand kann ruhig auch mal dunkler werden, nur braun sollte er lieber nicht werden, dann war der Kuchen vielleicht zu lange im Ofen? Aber solang er schmeckt, ist doch alles gut. Dann ist ein dunkler Rand auch egal.
Pingback: Schoko-Espresso-Cheesecake. | kuchenkram.
Hi,
Ich werde mich nachher an dein Rezept wagen. Sieht sehr vielversprechend aus. Anscheinend backst du Boden und Füllung in einem Durchgang, oder habe ich das falsch interpretiert? Ich frag nur deshalb, weil ich ein anderes Rezept kenne in dem der Boden zuerst gebacken wird und danach die Füllung. Muss dazu sagen, dass ich Backneuling bin, vor allem was Cheesecakes angeht 🙂
Gruß,
Andy
Hey Andy,
ja genau, ich backe alles in einem Rutsch. Wie gesagt, es gibt viiiiiiieeele Cheesecakerezepte, und ich habe auch schon welche probiert mit zwei Backvorgängen, finde aber, dieses ist das Beste. Viel Erfolg beim backen und wenn du magst, erzähl doch, wie er geworden ist.
lilly.
Hallo,
Der Cheesecake hat auf Anhieb geklappt! Ich habe ihn in zwei Durchgängen gemacht und hier und da noch ein wenig eines anderen Rezeptes eingeflochten bzw. leicht abgeändert. Und er war einfach nur lecker! Jetzt werde ich gleich meinen zweiten Cheesecake nach deinem Rezept backen, diesmal in einem Rutsch.
Ach ja, es macht Wirklichkeiten Unterschied wenn man die Füllung mit dem Löffel rührt. Einfach toll!
Pingback: der Weisheit XLIII – Das Cheesecake Spezial | monoxyd
Hallo,
ein ganz gutes Rezept – es ist nur ein Fehler darin – Die Zutat saure Sahne gibt es in einem original amerikanischen Cheesecake nicht – wir kennen keine saure Sahne sondern sour cream. Diese sour cream ist in Deutschland Schmand.
Saure Sahne hat eine andere Konsistenz und auch einen anderen Geschmack als Schmand oder eben sour cream. Der Cheesecake mit saurer Sahne wird nicht so gut schmecken wie mit Schmand….
Wenn der cheesecake fertig gebacken ist, muss er unbedingt noch 2 Stunden bei leicht geoeffneter Ofentuer im Ofen verbleiben, danach dann sofort fuer 8 Stunden in den Kuehlschrank.
Bei mir ist er zu dunkel geworden, vor allem am Rand, obwohl ich sogar unterhalb der 170° geblieben bin…
Eine Anmerkung – Sour Cream entspricht in Deutschland Schmand und NICHT! Saurer Sahne – damit schmeckt es nicht wirklich, die naheliegende Übersetzung ist ein false friend…
So leise, so lecker und eins fühlt sich wie wonderwoman.
Das war ein schöner Tag. Erst wollte ichs nicht essen. Freute mich über Duft und Schönheit dieses heißen Teiles. Dann hab ich über die Hälfte gefuttert, immer in Erdbeermark getunkt. Einfach immer, was die lilly sacht
Kuchen-Kur Woche drei:diesen cheesecake kann man einhändig herstellen.(Haupthand in Gips) Bug oder Feature: Keksbrösel haften nicht, wandern nach oben, sieht schick aus. Ich freu mich auf mit Erdbeersoße morgen und bedanke mich bei DieLilly. Oder DerLilly?